|
|
Startseite |
KJK - Chorreisen - SchweizSommer 2002 Ich sitze gerade im Bus am dritten Tag unserer Chorreise, und habe mir gedacht, diesen Reisebericht zu schreiben. Und so komme ich gleich mal zu den schon recht lustigen Ereignissen der letzten Tage. Am Donnerstagmorgen begann alles ganz nett. 08:00 Uhr war der ganze Chor an der St. Gertraudkirche um eine kleine Andacht zu halten. Dann ging es zu Fuß zur Grenze, und drüben stand auch schon unser Bus bereit, in den wir einstiegen und ... noch nicht losfuhren. Das Problem war die Orgel. Modi (unser Chorleiter Dietrich Modersohn) hat nämlich eine kleine Orgel und mit dieser hatten wir erhebliche Probleme an der Grenze (so wie an allen folgenden auch). Also fuhren wir zwei Stunden später los, was unseren Zeitplan schon durcheinander brachte. Auf dem Weg nach Kudna Hora passierten keine neuen Zwischenfälle, bis auf eine weitere Verspätung an der tschechisch-polnischen Grenze. Um 20:07 Uhr kamen wir in Kudna Hora an. Eigentlich sollten wir 18:30 ankommen, Abendbrot essen, Zimmer beziehen, 19:30 Uhr eine Stellprobe mit Orchester machen und 20:00 ein Konzert geben. Komischerweise waren alle Besucher weg, und das Konzert fand nicht statt. Wir aßen also im Hotel Abendbrot, welches aus Suppe und Jägerschnitzel bestand. Die Zimmer waren sehr gut mit Telefon, Fernseher und selbstverständlich mit zwei Betten eingerichtet. 21:45 Uhr brachen alle noch zu einem Abendspaziergang auf, der in Begleitung von 20 lärmenden Bälgern stattfand, was das Wort Spaziergang illusorisch werden lies. Es ging zuerst zu einer schönen Kirche und anschließend durch einen klitzekleinen Park mit Blick auf einen alten Silbertagebau und auf eine wunderschöne Kathedrale. Gegen 22:30 Uhr teilte sich der Chor, und ich zog mit ein paar Instrumentalisten los, um eine Kneipe zu suchen und vielleicht etwas Skat zu spielen. Doch die Bars, Pubs und Kneipen waren alle nicht so das Wahre. In einem Keller, der eigentlich ganz gut war, gefiel es Jan leider überhaupt nicht, und deshalb mussten wir abermals etwas anderes suchen. Wir wollten schon fast aufgeben, als wir doch noch durch Zufall eine Bar fanden, in der die nächsten zwei Stunden "Black Sabbath" lief (für alle Unwissenden unter den Lesern: das ist eine total geile Metallband). Wir spielten etwas Skat und quatschten über alles mögliche. Mitternacht gingen wir dann wieder ins Hotel und hauten uns in die Betten. Am nächsten Morgen gab es das größte Frühstück auf der ganzen Reise, bei dem wir sogar die Auswahl zwischen Spiegelei, Rührei und normalem Ei hatten. 9:30 Uhr sind wir zu der eben beschriebenen Kathedrale gefahren, um sie uns aus der Nähe anzusehen. Leider verlangte man Eintritt und nur die wenigsten von uns hatten schon tschechisches Geld. Danach fuhren wir zum sogenannten Beinhaus. Das war ein Haus, oder besser gesagt eine kleine Kapelle die mit Menschenknochen von Pest-Toten geschmückt war. Da waren neben unzähligen anderen Dingen z.B. ein Kronleuchter mit ca. 2m Durchmesser und ein 1,5m großes Wappen, in dem sogar einige Zähne verbastelt waren. Nachdem diese kleine Stadtrundfahrt abgeschlossen war, begaben wir uns endlich auf den Weg nach Budapest. An der tschechisch-slowakischen Grenze wurde es jetzt richtig spaßig. Wir hatten aufgrund unserer Fracht mal wieder erhebliche Wartezeiten, und einige unserer Chormitglieder stiegen aus und lernten die schöne Landschaft kennen. Dabei konnten einige gar nicht genug vom Boden haben, und zogen deshalb ihre Schuhe aus. Das wäre ja weiterhin nicht schlimm gewesen, doch als Benjamin 100km nach der Grenze fragte, wo den seine Schuhe seien und ihm keiner eine Antwort gab, weitete sich das Ganze zu einem Problem aus, welches nur noch durch Peter behoben werden konnte, der nach einer halben Stunde sagte, dass er die Schuhe mitgenommen habe. Ein weiteres Problem stellte Jan, unser erster Geiger, dar oder eher sein nicht mehr vorhandener Reisepass. "Glücklicherweise" hatte er weder die von allen geforderte Kopie der Dokumente, noch einen richtigen Pass, so dass ihn ein freundlicher tschechischer Polizist zur deutschen Botschaft nach Prag zurückfuhr, welche am Freitag schon, und am Rest des Wochenendes sowieso, zu war. Gegen 21:30 Uhr kamen wir mal wieder mit zwei Stunden Verspätung in Budapest an und fuhren eine halbe Stunde durch die faszinierende Stadt. Budapest hat viele alte Gebäude, schöne Kirchen, prächtige Plätze und Paläste, sowie ein großes Fussballstadion und viele verspiegelte Glasklötze. 22:00 Uhr kamen wir zu unserer "Übernachtungsmöglichkeit", die sich als eingerüstete Jugendherberge entpuppte. Das Essen gab es in einer Gaststätte, die innen komplett mit Holz verkleidet war und einen sehr rustikalen Eindruck machte, der durch die im Keller spielende Jazzband noch verstärkt wurde. Zu essen gab es als Vorspeise eine Suppe mit Muschelnudeln, als Hauptspeise Reis mit Paprikasoße und sehr leckerem Fleisch. Als Nachspeise gab es die ungarische Nationalspezialität: Topfenpalatschinken mit Frischkäsefüllung und Vanillesoße. Alles in allem war das Essen sehr lecker. Der absolute Megaknüller war die Jugendherberge selbst. Da es eine Jugendherberge war, gab es auf einem Flur nur je ein gemeinsames Klo und der Chor war auf einem Flur untergebracht. Das war jedoch nicht das Problem, das Problem ergab sich aus dem eben genannten Fakt, dass der gesamte Chor auf einem Flur untergebracht war. Da so ein Flur ja nun mal nicht 5km lang ist, mussten die Zimmer dementsprechend klein sein, was sie auch waren. Die Zimmer waren kleiner als 2m * 3m und hatten in sich noch ein Doppelstockbett, einen kleinen Schrank, zwei Hocker und einen Tisch. Im Klartext, das Zimmer war voll. Das Frühstück war miserabler als jedes noch so schlechte Internatsessen (an dieser Stelle möchte ich erwähnen, das ich selbst seit fünf Jahren im Internat wohne und weiß wovon ich rede). Man konnte zwischen vier Frühstückchen auswählen: 1.Kornflakes mit Milch (ein Plasteteller mit einer Füllhöhe von 1-1,5cm und stinknormalen Kornflakes) 2.Marmelade mit Brötchen (3cm³ Marmelade und 3cm³ Butter für zwei Brötchen) 3.Wurst und Käse mit Brötchen (zwei Scheiben Wurst Ø=4cm und ein Schmierkäsedreieck für zwei Brötchen) 4.Ei und Gurke mit Brötchen (zwei Eier und ein Schmierkäsedreieck für zwei Brötchen). Außerdem konnte man zwischen Kaffee und schwarzem Tee wählen, was besonders für kleinere Kinder geeignet ist. Danach bekamen wir ein Lunchpaket. Dieses bestand aus 0,3l Apfelsaft und zwei zusammengeklappten Brötchen in denen sich je eine Scheibe Wurst Ø=4cm und ein winziges Stück Paprika tummelten. So bestens für den Tag gerüstet (Ha,Ha) fuhren wir zur ungarisch-rumänischen Grenze, wo wir die nächsten vier Stunden verbrachten. Während dieser Zeit war es sehr heiß und da der Bus stand, konnte die Klimaanlage natürlich nicht betrieben werden. Nachdem wir endlich über die Grenze gekommen waren, fuhren wir eine ganze Weile durch die Westkarpaten, bis wir spät Abends eine Pause vor einem rumänischen McDonalds machten. Der wurde jetzt von einem völlig ausgehungerten Chor gestürmt. Dieser Ansturm konnte nur Dank des fachmännischen Personals bewältigt werden. Also hatten nach einiger Zeit auch alle das gewünschte Menü, dessen Preis sich auf wahnsinnige 60000 Lei, also zwei Euro belief. Dafür war das Klo eine Katastrophe. Das Schloss war rausgebrochen, und die Klobrille klebte doch schon ein wenig. Nach diesem Festschmaus wurde uns mitgeteilt, das es noch 100km bis zum eigentlichen Ziel unserer Reise seien. Alle waren mehr oder weniger müde, und eigentlich wollten wir schon 20:00 Uhr am Ziel sein. Herr Modersohn meinte dann, dass wir unterwegs ein Hotel nehmen würden, dass nur 50km entfernt war, da unser Busfahrer auch eigentlich nicht mehr fahren durfte. Wir kamen trotzdem "20:06 Uhr" am Zwischenhalt-Hotel an und wurden erstmal ordentlich durchgeweicht, weil es wie aus Eimern schüttete. Wir versuchten so schnell wie möglich ein Zimmer zu bekommen und fielen gegen 02:30 Uhr dann KO in unsere Betten. Morgens gab es ein leckeres Frühstück, bei welchem der Wirt jedem ein Eis schenkte, weil wir so schön sangen. Dann packten wir unsere sieben Sachen, stiegen in den Bus und fuhren los. Unsere Zimmer waren übrigens wieder sehr edel, bis darauf, dass es kein warmes Wasser gab. Sonntag Mittag sind wir endlich am Ziel unserer Reise angekommen. Wir hatten uns zwar nochmal kurz im Quartier geirrt, sind dann jedoch mit einem ¾Tag Verspätung angekommen und haben ersteinmal Mittag gegessen und unsere Zimmer bezogen. Die Zimmer waren auch ganz in Ordnung. 15:00 Uhr war dann das Einsingen, wir wollten nämlich 16:30 Uhr in einer Kirche, die im übrigen das älteste Gebäude Rumäniens sein soll, auf einem Berg ein Konzert geben. Da jedoch die Kirche nicht elektrisch versorgt ist und auch von einer Mauer mit einem Tor, dessen Breite 60cm beträgt (unsere kleine Orgel ist 1m Breit), umgeben ist und zusätzlich noch ein Weg von ca. 1km zur Spitze hochführte, auf dem man unmöglich eine 150kg schwere Orgel hochtragen konnte, hatten wir die Orgel für unser Konzert nicht zur Verfügung. So mussten wir unsere wirklich langen Stücke, wie die Haydn-Messe oder die Bach-Motette weglassen, so dass das Konzert etwas kürzer wurde. Trotzalledem hatten sich relativ viele Zuhörer auf den Berg begeben, die von dem Konzert sehr begeistert waren. Nach dem Abendessen machte sich fast der gesamte Chor zu einem kleinen Fluß auf, um noch etwas zu baden. Am nächsten Tag, der auch nicht gerade pannenfrei verlief, wurde uns früh gesagt, dass der Vormittag hauptsächlich zur Orchesterprobe genutzt werden würde. Vor der Morgenandacht sollten wir dann noch schnell die Orgel in die Kirche schaffen, um nach der Andacht noch mal "kurz" ein paar Sachen zu Proben. Der Vormittag vorbei war. Nachmittags holten wir unsere Ersatzgeigerin aus Hermannstadt ab. Dabei verfuhren wir uns ein paar mal, so dass wir gewisse Wege doppelt fuhren. Darüber regte Modi sich ziemlich auf. Eine der Kleineren fragte dann auch noch: "Waren wir hier nicht schon mal??". Das anschließende Konzert war relativ gut und wir wurden von der Gemeinde zum Abendbrot eingeladen. Danach sangen wir noch ein paar lustige Lieder wie z.B. "Gespensterkongress" oder "Ich wollt' ich wär ein Huhn". Auch der Kinderchor der heimischen Gemeinde hatte ein paar Kinderlieder zu bieten, von denen ich die Namen jedoch nicht kannte. Wir wollten gerade gehen, als uns ein anderes Problem begegnete, die Orgel. Wir hatten das Ding ja schon in die Kirche gewuchtet, und brauchten es jetzt bloß noch raus zu hiefen. Das erwies sich jedoch in sofern als schwierig, als dass zwei Griffe lose waren. Einer der Griffe hatte bald auch kein Gewinde mehr. Deshalb mussten wir die Orgel kompliziert zu fünft in den Bus befördern. Wie man sieht, wieder ein recht amüsanter Tag. Am nächsten Morgen standen wir wie immer 08:25 Uhr auf, um 08:30 Uhr am Frühstückstisch zu sein. Nach der Andacht, stiegen wir in den Bus und fuhren nach Hermannstadt (Sibiu), um ein paar Mädels des Mädchenchores "Allegretto" abzuholen und mit ihnen Kronstadt (Brasov) zu besichtigen. Nach einer zu langen Busfahrt kamen wir 15:00 Uhr in Kronstadt an und hatten ersteinmal 1½ Stunden zur freien Verfügung. 16:00 Uhr trafen wir uns an der sogenannten schwarzen Kirche, die wir eigentlich besichtigen wollten, was jedoch dadurch unmöglich wurde, das die Kirche nur noch zehn Minuten offen hatte. Einige ließen es sich trotzdem nicht nehmen und bestaunten die fantastische Orgel mit ca. 4000 Pfeifen und einen gotischen Hochaltar, der schätzungsweise 5m hoch war, sowie über 100 orientalische Teppiche die überall verteilt hingen. Das einzige was etwas ungewohnt war, war das Fehlen jeglicher Deckenbemalung. Nach dieser Besichtigung entschieden wir doch lieber nach Hause zu fahren. Unterwegs hielten wir noch an einem kleinen Gemüse- und Obstmarkt. Dann begann die wiedermal ziemlich holprige Heimfahrt, denn die Straßen in Rumänien sind so schlecht, dass man sich fühlt, als würde man auf einer Waschmaschine sitzen. 20:30 Uhr waren wir dann wieder in Michelsberg im Elim-Heim und verspeisten leckere Nudeln mit Tomatensoße und kleinen Fleischbällchen zum Abendbrot. Am nächsten Morgen ging es wie immer mit Frühstück und Andacht los. Danach hatten wir den Rest des Vormittags frei. Zum Mittagessen gab es eine Suppe mit soetwas wie gekochtem Weißkohl und Fleischbällchen, was aber auch gut geschmeckt hat. Anschließend sind wir nach Sibiu gefahren um dort ein Konzert mit dem "Allegretto" Mädchenchor zu geben. In Sibiu hatten wir dann etwas Freizeit, in der wir mehr oder weniger sinnlos durch die Stadt irrten. Dann war Probe angesagt und wieder Freizeit. Das folgende Konzert war sehr nett. Der Mädchenchor "Allegretto" sang ein paar sehr schöne Stücke, worauf ein infernalisches Orgelwerk von Siegfried Ruch, unserem Organisten ertönte. Dann waren wir dran und gaben bei "Missa Brevis" (Haydn-Messe), "Lobet den Herrn alle Heiden" und ein paar kleineren Stücken unser Bestes. Der "Allegretto" Chor war zwar wesentlich besser ausgebildet, hatte dafür aber höchstens ein Drittel an Sängerinnen im Vergleich zu uns. Nach dem Konzert war allgemeines Fresschen und Säufchen in der Sakristei. Dann ging es wieder zurück in's Elim-Heim. Dort angekommen, ging es auch gleich wieder los, denn der ganze Chor packte seine Sachen und machte sich in den Wald auf, wo ein großes Lagerfeuer entfacht wurde und Würstchen gebraten, sowie Stockteig gebacken wurde. Mein Stockteig fiel leider in einem unbedachten Moment vom Stock und verbrannte. Gegen 01:00 Uhr trudelten auch die letzten wieder im Elim-Heim ein. Jetzt war auch unser erster Geiger Jan wieder da. Nachdem die Polizei an der tschechisch-ungarischen Grenze nicht allzu erfreut gewesen war, Jan ohne Ausweis zu sehen, fuhr ihn ein freundlicher Polizist zurück in Richtung Prag. Irgendwo (noch nicht in Prag) setzte er Jan ab und meinte er solle doch trampen. Da das nicht klappte, nahm er sich ein Taxi und fuhr nach Prag in unser späteres Hotel, wo sie jedoch zu dieser Zeit kein Zimmer mehr frei hatten. Also suchte er sich mit seinem Hundeblick irgendwo ein anderes Zimmer und verbrachte dort die Nacht. Am nächsten Morgen ging er zum deutschen Konsulat, wo ihm drei wirklich nette Beamte die weiteren Formalitäten erklärten und ihn anwiesen am nächsten Morgen zu einem gewissen Herrn Leisne zu gehen. Also ging er am nächsten Morgen zu genanntem Manne, der ihm eigentlich einen Pass ausstellen wollte, was jedoch nicht ging, da Jan keine Passbilder hatte. Also durfte er die ganze Straße wieder hinunterlaufen um Passbilder anfertigen zu lassen. Als er mit Passbildern zurückkam, hatte sich eine lange Schlange gebildet. Zum Glück kam plötzlich ein Mann der rief: "Passangelegenheiten bitte hierher.". Und Jan kam in eine Ein-Mann-Schlange und einen per Hand geschriebenen Pass ausgestellt. Weil just in diesem Augenblick kein günstiger Zug kam, fuhr er ersteinmal nach Wien zu einem seiner Freunde, wo er auf dem Wiener Prater das erste Mal in seinem Leben Achterbahn fuhr und sich auch sonst einen netten Tag machte. Den Tag darauf fuhr er endlich mit einem Zug ohne Klimaanlage zu uns. Donnerstag Morgen, als die meisten noch ihren Rausch ausschliefen, torkelten alle anderen bereits zum Frühstück. Zur Andacht wurden dann jedoch auch die letzten Penner aus dem Bett geholt. Wir hatten wieder einen freien Vormittag, den jeder auf seine Art und Weise gestaltete. Danach gab es wieder ein leckeres Mittagessen, und dann ging es endlich zur Sache, denn wir mussten unsere Sachen packen, weil wir 15:00 Uhr Abfahrbereit sein sollten. Als es dann losging, war wieder alles beim alten. Wir fuhren in eine Stadt, die in diesem Fall Mühlbach hieß, gaben wieder ein Konzert in einer Kirche und hatten danach ein kleines Büffet zu vertilgen. Schließlich saßen wir wieder im Bus und fuhren bis 01:00 Uhr in Richtung der ungarisch-rumänischen Grenze, vor der wir dann relativ "schnell" unser "Hotel" fanden, womit der spannende Teil des Tages begann. Denn dass dieses Hotel, so nannte es sich, seinen einen Stern nur von einem stockbesoffenen, total blinden, tauben und einfach gehirnamputierten Gutachter haben konnte, war spätestens klar, nachdem Benni einen ca. 2cm großen Käfer in der Eingangshalle mit lautem Knacken des Chitinpanzers zertrat. Als wir dann einen Blick in unsere Zimmer warfen, waren auch die hartgesottensten Optimisten unter uns davon überzeugt, dass dieses "Hotel" den prozentualen Viehzeuganteil eines gemeinen Haushaltskompostes bei weitem übertraf. Wer jetzt einen gewissen Ekel empfindet hat Recht, es war zum Kotzen, das Zimmer ohne Bad, ...denn mit Bad war es eine katastrophale erbärmliche Zumutung. Das Bad war mit teils kaputten und teils nicht ganzen Fliesen aus dem Jahre 1500 v. Chr. ausgelegt und hatte ein Klo, dessen Spülkasten neben einem monotonen Brummen auch beim spülen etwas Wasser von sich gab, das nicht ins Klo, sondern direkt in die Atmosphäre entwich. Damit war das Klo noch das Beste vom ganzen Bad. Das Waschbecken war nicht nur total verkeimt und verkalkt, sondern der dazugehörige Wasserhahn ließ sich mit dem, vorzugsweise kalten, Wasser auch noch fünf Sekunden Zeit, um es dann in einem solchen Schwall auszuspucken, dass das ganze Bad aussah, als wäre es gerade frisch gekärchert worden, selbstverständlich ohne dabei sauber zu werden. Die Dusche setzte dem ganzen die Krone auf. Es war, glaube ich, die Keimigste und am längsten nicht gereinigste Dusche der Welt, abgesehen von der im Nebenzimmer. Außerdem wurde sie von einer riesigen Spinne beherrscht, deren Reich sich selbstverständlich nicht nur auf die Dusche beschränkte. Zu guter Letzt muss man noch erwähnen, dass die braunen Streifen, die zum Abfluss führten, nicht die gut organisierte Exkrementeverteilung diverser Nagetiergruppierungen war, was ohne weiteres hätte sein können, sondern Kalkablagerungen, deren Ursprünge man bis in Kaiser Augustus Zeiten zurück verfolgen hätte können. In diesem "Nobelschuppen", verbrachten wir also die Nacht und zum Glück nicht mehr. Das Frühstück war verhältnismäßig akzeptabel, nur die Marmelade war etwas knapp bemessen. Den nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus von früh bis wir abends nach Pressburg (Bratislava) Dort verbrachten wir den Abend in einem netten Hotel. Morgens ging es dann weiter mit dem Bus. 14:30 Uhr kamen wir in Prag an. Dort konnten wir im Studentenwohnheim ersteinmal unsere Betten beziehen. Dann mussten wir jedoch sofort wieder in die Kirche um etwas zu Proben und uns generell einzusingen, weil um 16:00 Uhr dort noch ein Gottesdienst stattfinden sollte. Die Kirche war nach langer Zeit mal wieder eine katholische und hatte sehr schöne Wandbemalungen, Orgel, Fenster und Altar. Nach der Probe hatten wir zwei Stunden Freizeit bis 18:00 Uhr zum Konzert. Das Konzert fand nur vor zwölf Zuhörern statt, obwohl es mit Abstand das Größte auf der ganzen Chorfahrt war. Nach dem Konzert gab es Frikassee, dann gingen jedoch alle relativ schnell ins Bett, da wir schon 04:00 Uhr aus den Betten mussten. ...Etwas später waren wir wieder in Frankfurt. |
Copyrights@2008-2014 Kirchenmusik Frankfurt (Oder) |